Pura Vida auf dem Mountainbike in Costa Rica
Bike-Abenteuer zwischen Hochland und Pazifik
Bike-Abenteuer bei Vulkanen
Unser Bike-Abenteuer in Costa Rica beginnt bereits mit einer rasanten Schussfahrt durch saftiges Farmland und am Ende des Tages werden wir vom zentralen Hochland die Vulkan-Hochebene im Norden des Landes erreicht haben. Möge die Erde ruhig bleiben, denke ich mir insgeheim! Geräusche, Düfte, Untergründe, landschaftliche Besonderheiten und die uns dauerhaft begleitende Feuchtigkeit bei Sonnenschein und Wolkenhimmel, sind sinnliche Erlebnisse für die ganze Gruppe. Wir sind ein gutes Team – aber nicht nur das – dank unseren kleinsten und jüngsten Bikern (zwischen 8 und 14 jährig), die bewundernswertes leisten, sind wir auch ein humorvolles Team. Es vergeht kein Tag, welcher nicht trotz der dazugehörigen Strapazen durch herzerweiterndes Lachen geprägt ist.
Mit 60 Stundenkilometern durch die Baumwipfel
Strukturiert geführte Tage wechseln sich ab mit Ruhetagen zur freien Gestaltung. Doch Dolcefarniente scheint keine Option zu sein. Viel lieber sausen wir mit über 60 Stundenkilometern in schwindelerregender Höhe an Stahlseilen durch das imposante Blätterdach des tropischen Nebelwaldes Monteverde und lassen uns von den Brüllaffen für verrückt erklären. Oder aber wir bestaunen mit leicht gerümpften Nasen die vulkanischen Erscheinungen, wie blubbernde Schlammlöcher am Fusse des Rincón de la Vieja. Für solche Erlebnisse lassen wir gerne für einen Moment unsere Drahtesel ruhen.
Kühle Batidos
Es vergeht wohl kein Tag ohne kulinarische Köstlichkeiten. Insbesondere die „Batidos“, mit oder ohne Milch gemixte, kühle Fruchtsäfte, geben uns in wohlverdienten Pausen wieder neue Energie für weitere Bike-Kilometer. Auch die Früchte zum Frühstück und zwischendurch sind willkommene Vitaminquellen. So auch für ein Weissschulterkapuzineräffchen, welches sich eine zu Fotozwecken offerierte Banane in Lichtgeschwindigkeit von einem Bike-Lenker schnappte.
Begegnungen mit Tieren sollen uns auch in diesen Tagen noch weitere Momente des Staunens bescheren. Vorsicht walten lassen müssen wir immer beim Biken, insbesondere der vielen Hunde wegen, die mit lautem Gebell und schnellen Pfoten ihr Revier verteidigen.
Immer wieder führen uns die Pfade, Pisten und Strassen durch üppige Vegetation, saftiges Weideland und entlang grosser Kaffee- und Bananenplantagen. Dies ermöglicht uns ganz nebenbei zu Genussmitteln, die wir auch gerne in der Schweiz konsumieren, einen minimalen Bezug herzustellen.
Erste Begegnung mit Krokodilen
Längst befinden wir uns in Guanacaste, einer weiteren Provinz Costa Ricas. Sie weist ein verhältnismässig trockenes Klima auf und ist Zentrum der costaricanischen Viehzucht. Bevor wir die malerischen Pazifikstrände der Halbinsel Nicoya erreichen und in der warmen Gischt der Wellen baden werden, stehen auf dem Programm noch weitere Highlights. Der Besuch und die Übernachtung auf der international bekannten Forschungsstation Palo Verde. Unter der Aufsicht einer jungen, spanischen Doktorandin, sehen wir uns plötzlich Auge in Auge mit urtümlich anmutenden Krokodilen. Eine gute Vorbereitung auf die nächste Begegnung mit diesen Tieren während unserer Bootsfahrt über den Rio Tempisque. Herrlich das Dahingleiten in den Stunden des erwachenden Tages!
Nasse Füsse und der Kitzel, Höhenmeter zu vernichten
Mit dem Mountainbike unter Palmen am Sandstrand – das führt noch lange nicht zu nassen Füssen, höchstens vielleicht zu rostenden Bremsscheiben…
Zu den vielen Aufgaben des Bike-Guides gehört, täglich auch für Unvorhergesehenes gewappnet zu sein und entsprechend die Gestaltung der Tagestour anzupassen. Auch in Costa Rica ist das Klima unberechenbar und heftige Regenfälle können immer dazugehören und gewisse Teilpassagen unpassierbar machen. Wir haben jedoch Glück und es ist ein Erlebnis, den Rio Bongo bei Normalpegelstand an geeigneter Stelle mit den Mountainbikes zu durchqueren. Hat wohl jemand dabei an Krokodile gedacht?
Rauf und runter auf der Halbinsel Nicoya
Auch auf der Halbinsel Nicoya geht es rauf und runter. Steil rauf und runter. Niemand der die Anstiege gefahren ist, wird diese so schnell vergessen. Aber… nach jeder Bergfahrt kommt auch die Talfahrt.
Biketour zu den höchsten Vulkanen in Costa Rica
Wir befinden uns nun in der Region der beiden höchsten Vulkane Costa Ricas. Der Irazú verweigert uns leider den Blick auf seinen Krater, doch manch einer von uns bibbert vor Kälte auf über 3’400 m ü. M. und will los, wieder in wärmere Gefilde. Wir lernen ein Teilstück der berühmten „Ruta de los Conquistadores“ (eines der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt) kennen und vernichten mit Freude, surrenden Rädern und getapeten Fingern (unser jüngster Biker) im Schuss Tausende Höhenmeter. Der Downhill in der Cordillera Central ist krönender Abschluss der Bikereise und Nervenkitzel pur und wir kommen alle erschöpft aber dankbar wieder an der Pazifikküste an. Da tut es gut, in einer typischen Bar mit der schweizerischen Nationalhymne empfangen zu werden und einen Batido oder ein kühles Bier zu schlürfen.
Pura Vida und auf Wiedersehen
Noch ist das Abenteuer nicht zu Ende und in den letzten Tagen lassen wir unsere Biketour sanft ausklingen. Wir sehen im Hotelpark ein Faultier ganz langsam den Baum hinunter gleiten und seine lange Ruhephase beenden, während sich unsere Körper bereits auf Erholung freuen. Wir Reiseleiter haben noch alle Hände voll zu tun, denn die Bikes sollen geputzt und geölt wieder eingestellt werden für die nächsten Bike Adventure Tours Gäste.
Dann heisst es Abschied nehmen. Auch von unserem einheimischen Chauffeur, der so viel mit uns gelacht und manches Mal hat müde Beine im Begleitfahrzeug ausruhen lassen. Sein grösster Nervenkitzel auf der ganzen Reise durch Costa Rica muss gewesen sein, dass auf den motorisierten Teilstrecken, die 14 Bikes auf dem Busdach nicht in zerstörerisches Gewühl mit den tiefhängenden Stromkabeln geraten würden.
Bevor ich auf dem langen Rückflug einschlafe, lasse ich mir nochmals all die Erlebnisse und Begegnungen der Bikereise durch den Kopf gehen. Es sind Bilder fürs Auge, physische Empfindungen des Körpers, Geräusche und Gerüche und vieles mehr. Grossartige Erinnerungen, die lange präsent bleiben werden, auch dann noch, wenn der letzte Duft eines penetrant riechenden costaricanischen Waschmittels aus meinen Kleidern gewichen ist. Adios amigos, pura vida und auf Wiedersehen in Costa Rica im November!
Reisebericht-Autorin: Reiseleiter Peter Flükiger