Mountainbike-Tour Madeira Trail
Ein Trailparadies zwischen Fireroads und Levada
Madeira ist ein bekanntes Bikeparadies. Die portugiesische Insel im atlantischen Ozean bietet uns eine abwechslungsreiche Vielfalt an kurvigen Trails, Wald- und Schotterstrassen, wunderschönen Küstenstrassen im Norden und befahrbare Wanderwege entlang den flachen Wasserkanälen – den Levadas – im Süden.
Das Trail-Abenteuer Madeira beginnt eigentlich schon im Flugzeug. Zählt doch Funchal, die Hauptstadt der Insel, für Flugpiloten zu den zehn anspruchsvollsten Anflügen der Welt. Wie eine breite Autobahn auf grossen Stelzen ragt die Landepiste ins Meer hinaus. Nur speziell geschulte Piloten dürfen diesen Flughafen anfliegen. Schliesslich müssen die Berge so nah wie möglich angeflogen werden, um dann Dank einem grossen Schwenker, die Landebahn zu erwischen. Auch für uns in der Kabine eine spektakuläre Ankunft auf Madeira.
Nachdem uns der Pilot sicher auf der Piste abgesetzt hat, werden wir von sympathischen Locals abgeholt. Freeride Madeira wird uns die ganze Woche mit dem weit über die Insel hinaus bekannten Guide und Freeridekünstler John Fernandes und zwei Chauffeuren begleiten.
Freeriden auf der Westseite der Insel
Nach einem kurzweiligen Transfer auf die Westseite der Insel, wo wir unser erstes Hotel in San Paul do Mar beziehen, geht’s gleich mit den Bussen weiter in die Höhe. Bereits während der Autofahrt bekommen wir ein Gefühl der Steilheit und manch einer wird im geheimen wünschen, diese Höhenmeter nicht pedalen zu müssen. Die Erwartung und Spannung auf die Trails ist gross, schliesslich sind wir zum Freeriden nach Madeira gekommen.
Auf dem ersten Höhepunkt angekommen, geniessen wir die tolle Aus- und Rundumsicht über die Blumeninsel Madeira und lauschen dem auf English geführten Briefing von John. Die optimale Abfahrtsroute kann jeder Zeit vom Startpunkt aus noch abgeändert werden, je nach dem in welchem Mikroklima sich die Hänge und Bergflanken befinden. Wolken und Nebelschwaden können uns innert Minuten einhüllen, die kräftigen Passatwinde sorgen für viel Auf-und Abwind. Kein Problem für fitte und den Kick nicht scheuende Bikerinnen und Biker, denn es gibt nur eins: runter geht’s mit vollem Schub und einer Menge Spass. Unten angekommen, direkt am Meer geniessen wir in der coolsten Strandbar (so erzählt uns John) ein kaltes Bier und den roten Sonnenuntergang. Wir sind nicht die einzigen – nicht vergebens kommen viele Leute von der ganzen Insel hier her, um genau diesen Moment zu erleben.
Abwechslungsreiche Trails
Die nächsten Tage verbringen wir weiterhin mit spektakulären Biketouren auf der westlichen Seite der Insel, mit Trails shreddern an die Nord-, West- oder Südküste hinab. Einmal flitzen wir durch Eukalyptuswälder mit perfektem Untergrund für unsere Gummis. Ein anderes Mal kurven wir zwischen phantastischen Farnbäumen hindurch. Der Duft der Eukalypten tut den Atemwegen wohl, das grün der Büsche und Sträucher erfreut das Auge. Mag sein, dass der einen Teilnehmerin oder dem anderen Teilnehmer vielleicht sogar Erinnerungen an Australien oder Neuseeland aufkommen. Trotz all der Schönheit und Imposanz der Landschaft sind wir gut beraten, den Blick auf unsere Trails zu richten, um nicht voller Erstaunen in einem Ginsterbusch zu landen.
Traversierungen machen wir oft entlang der berühmten Levadas, den künstlichen Wasserkanälen, welche die Insel von Nord nach Süd mit Wasser versorgen. Ein beachtliches Netz von über 2000km aktiven Levadas besteht. Wer denkt dass es hier gemütlich vorwärts geht, kann sich täuschen. Volle Konzentration ist gefragt, um zwischen Wasserlauf und Steilhang das Gleichgewicht zu halten.
Immer wieder ist es eine Freude, unsere sympathischen Chauffeure unten zu treffen. Nach einem kurzen Blick auf das GPS, das locker 1350 Tiefenmeter anzeigt, sind wir jedoch noch nicht müde, noch einmal in die Busse einzusteigen – hoch ins Vergnügen.
Die Auffahrten bieten gute Gelegenheit, die Waden zu entspannen, nachzudenken und zu verdauen durch welch schöne Gegend wir hier Freeriden und die Singeltrails geniessen.
Auf der Hochebene Sierra do Paul können wir unsere Enduro Fähigkeiten testen. Wer denkt, dass gerade aus fahren nicht anstrengend ist, wird hier seine Meinung revidieren.
Funchal und die Ostseite
Nach drei Übernachtungen und vier Tagen im Westen der Insel, geht es dann nach Funchal. Man stelle sich vor, dass es eine Zeit gab, da wurde ganz Brasilien von da aus politisch gemanagt. Auch Weltfussballer Ronaldo kommt aus Funchal und wird natürlich mit einer Statue geehrt.
In den höchst gelegenen Regionen der Insel, werden die Passatwinde gut genutzt und das Panorama geschmückt mit grossen Windkraftwerken. Unsere Trails werden noch spektakulärer, fahrtechnisch schwieriger und vor allem exponierter. Auch kulinarisch kommen wir dank Johns Insidertipps nicht zu kurz. Doch den Inselschnaps „aguardente de cana“ geniessen wir in der Brennerei dann doch besser erst nach dem Mittagessen.
Am letzten Abend tauschen wir unsere Eindrücke und Erlebnisse gemeinsam in Funchals Altstadt aus und sind froh über jedes erfolgreich bezwungene Trailwunder. Und wer noch nicht genug von dieser Insel hat, der bucht am besten gleich die nächste Reise nach Madeira.
Reisebericht-Autorin: Bikeguide Peter Flückiger