Mountainbike-Tour in Namibia
Mountainbike-Safari im südlichen Afrika
Ankunft in Namibias Hauptstadt Windhoek
Müde vom langen Flug nach Afrika, werden wir vom Guide Wentzel in Namibias Hauptstadt Windhoek in Empfang genommen. Er ist für unser Wohl während dieser Reise verantwortlich. Geld wechseln und für die einen werden es die ersten Schritte in Afrika. Namibia, der Name wird von der Wüste Namib abgeleitet, ist 20-mal so gross wie die Schweiz und mit nur 1.8 Millionen Einwohner ein sehr dünn besiedeltes Land. Dies wurde uns beim Stadtrundgang bewusst, als wir Windhoek durchstreiften. Wo waren die Einwohner? Es war fast keine Menschenseele unterwegs, obwohl es Samstag Nachmittag war.
Am Abend wurden wir in die Fleischküche Namibias eingeweiht, „Game“ hiess der Geheimtipp des Guides, also Wildfleisch. Am liebsten würde er bei jeder Mahlzeit „Game“ verzehren – lecker, lecker. Wir übertrieben es nicht so, einmal am Tag genügte.
Erste Biketour, erste Zeltnacht
Nach einer ca. 3-stündigen Autofahrt wurden die Mountainbikes abgeladen, zusammengeschraubt und aufgesetzt, los ging es auf einer ca. 40 km langen Einrolltour auf der Sandpiste, die Mountainbike-Tour in Namibia konnte beginnen. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Trinken, trinken, trinken tönte es vom Guide. Wir Bleichgesichter mussten uns an das Klima gewöhnen, viele Eindrücke prasselten auf uns nieder. Lange, gerade Pisten, nur das Surren der Räder hörte man, eine gemütliche Biketour bis zu unserem ersten Zeltcamp.
Zuallererst natürlich ein „Schtoobbier“ (Staubbier, den von uns so getauften Apero nach Abschluss einer Bike-Etappe) dies ist Pflicht. Danach wurden wir vom Guide und seinem Gehilfen Simon in das Zeltaufstellen eingeweiht. Gar nicht so schwer, schnell waren die Zelte aufgestellt, eingerichtet und bezugsbereit. Grosszügig waren die Dinger, alles fand seinen Platz. Die nächste Überraschung: es gab sogar eine warme Dusche und ein schönes WC in freier Natur, wow… dieser Luxus!
Beim Camp waren wir umgeben von einer kleinen Anhöhe, natürlich musste diese erforscht werden. Ein wenig klettern, über die Steine hüpfen, an den Grasbüscheln festhalten und dann… welch grandiose Aussicht über das weitläufige, bergiges Farmland und kleine, grüne Seen. Auch konnten wir Pavian-Gruppen beobachten, wie die Kleinen spielten, sich am Schwanz zogen und die Grossen sich lausten und stritten. Als im Tal unten die Esel plärrten, rasten die Paviane davon.
Spreetshoogte Pass und Wild West Tankstelle Solitaire
Am nächsten Morgen zogen wir direkt mit dem Velo weiter, ein bisschen aufwärts, ein bisschen abwärts und endlich war der Spreetshoogte Pass erreicht. Von hier hatten wir eine super Aussicht auf die älteste Wüste der Welt, die Namib-Wüste. Nun hiess es sausen lassen, jedoch musste man den vielen Käfern die auf der Strasse krabbelten ausweichen. Ab und zu wurde ein Fotostopp eingeschaltet, um versuchsweise diese Eindrücke festzuhalten.
Wir machten Bekanntschaft mit den Wellblechpisten, geradeaus soweit das Auge reichte. Beim nächsten Halt in Solitaire (offizielle Website), einer Art afrikanischen Wildwest-Tankstelle, gab es gemäss Reiseführer den besten Apfelkuchen von Namibia. Dies musste bei der Ankunft natürlich sofort ausprobiert werden. Mhhh fein, es wurde einem nicht zu viel versprochen. Beim Campingplatz die Zelte aufstellen war dann kein Problem für uns.
Der Sonnenuntergang war eine Augenweide, diese Farben und der klare Sternenhimmel ohne künstliches Licht, nur unsere Taschenlampen. Am Abend gegen 18 Uhr war es hier im südlichen Afrika stockdunkel. Nachtessen und ab ins Zelt oder die Sterne beobachten: Milchstrasse, Planeten und das Sternbild „Kreuz des Südens“ als Anhaltspunkt für die Orientierung.
Sossusvlei und die höchsten Dünen der Welt
Der nächste Tag brachte eine frühe Abfahrt mit sich, die Taschen fertig gepackt ging es kurz nach 5 Uhr los. Das Ziel waren die höchsten Dünen der Welt bei Sossusvlei, tief in der Wüste. Wir wanderten auf die einte Düne rauf, die einen barfuss, in einer Kolonne, schön hintereinander, jeder in seinen Gedanken versunken. Diese wechselnden Farben von Licht und Schatten waren einfach schön. Runter kommt man immer, geradeaus auf direktem Weg springend und hüpfend, der Sand hielt uns auf. Unten in der Pfanne befanden sich die toten Bäume des Sossusvlei, jetzt schlug das Herz von jedem Fotograf höher, man hörte nur noch das Klicken…
Wir verabschiedeten uns von der Sandwüste, weiter ging es mit dem Bus. Mitten auf der Strasse, in der grössten Hitze, stiegen wir dann wieder auf das Mountainbike, die letzten 20 Kilometer durften wir strampeln. Wir waren müde vom langen Tag, der Schweiss lief beim Radeln runter, die Strasse ging rauf und runter, hatte man einen kleinen Hügel erreicht, sah man den nächsten. Hört den dies nie auf, wie können 20 Kilometer nur so lange sein?
Endlich war das Camp in Sicht, wir hatten die letzten Reserven aus dem Körper rausgeholt. Beim Hauptgebäude genehmigten wir uns zuallererst natürlich ein „Schtoobbier“! Das Zeltcamp wurde erforscht, die grosse Überraschung bot eine schöne, liebevoll ausgestattete Baumdusche, sogar die Käfer waren mit dabei beim Duschen. Zudem hatten wir ein WC mit Aussicht in die Wildnis, wo hat man dies schon! Der Guide kochte heute höchstpersönlich – ich kann nur sagen: lecker, lecker!
Naukluft Berge und Wüsten-Lodge
Eine gute Strasse führte uns weiter durch die Naukluft-Berge, die Gegend wurde mit den Augen abgescannt, wer sieht die ersten Tiere? Es sollten hier Bergzebras heimisch sein. Ein paar Fahrzeuge kreuzten unseren Weg, die einen vorsichtig grüssend und staunend über die bikenden Fremdlinge. Andere Autos fuhren mit Vollgas vorbei, eine Staubwolke hinter sich herziehend, bis wir im Staub verschwanden, hustend und fluchend bis wir wieder freie Sicht auf die Berge hatten.
Ankunft in einer feinen Wüsten-Lodge mit Pool. Doch das wichtigste für alle war die Akkus der Kameras und Handys zu laden, denn oh Schreck, dies war nur von 18 bis 20 Uhr möglich. Lange Gesichter, genügen zwei Stunden? Dank WLAN waren wir wieder mit der Aussenwelt verbunden – ein Vorteil?
An der Atlantikküste in Swakopmund
Die Fahrt führte einen durch die weite Landschaft mit Herden von Zebras, Springböcken, Oryx und sogar einem kaum sichtbaren, in der Herde versteckten Giraffen. Die Strasse holperte und schüttelte uns durch. Die einen Biker flogen über diese Holperpiste – waren alle Knochen noch am richtigen Ort? Die nächste Herausforderung bildeten längere Pisten voller Sand. Also runterschalten, treten und treten, es brauchte enorm Kraft um da durchzukommen.
Von Tieren begleitet erreichten wir die Blutkoppe, deren Gipfel natürlich von uns erstürmt wurde. Wir waren neugierig, was wir oben sehen würden und wurden nicht enttäuscht. Am Abend kamen wir an der Atlantikküste in Swakopmund an. Zwei Tage am selben Ort, Zeit aufzutanken, die Tasche neu zu ordnen, die vergangenen Tage zu verarbeiten.
Bootsfahrt auf dem Atlantischen Ozean
Heute war ein Ruhetag ohne biken, dafür war eine Bootsfahrt angesagt. Mit einem Katamaran ging es raus aufs Meer, begleitet von wildzahmen Robben und Pelikanen. Jeder wollte sich einen Fisch verdienen und die Viecher begleiteten uns auf dem Boot. Wir hörten interessantes über Austern, besuchten eine Robbenkolonie, hielten Ausschau nach Delfinen, doch die hatten heute ein anderes Programm. So erzählte uns die Reiseleiterin das neuste über die Hafenpläne vor Namibias Westküste. Wow, dieses Vorhaben, wir sind ja gespannt. Bei der Rückfahrt gab es einen Apero – mit Austern natürlich. Jeder musste eine essen, egal ob die Nase gerümpft wurde oder nicht. Am Schluss war die Platte leer.
Eine Robbe zeigte uns seine Schwimmkünste, elegant im Wasser folgte er dem Katamaran. Kurz eine Tempoverschärfung und Schwup war er auf das Boot aufgestiegen, um mitzureiten. Die Pelikantruppe wollte sich natürlich nicht lumpen lassen, sie zeigte eine Flugschau, kreisend am Himmel zum Abschied.
Jupiii, am Nachmittag war frei und wir konnten das liebliche Städtchen Swakopmund durchstreifen, Cappuccino geniessen, im Brauhaus die heimischen Biere degustieren, die Leute beobachten und einfach mal nichts tun.
Mondlandschaft am Swakop-River
Die nächsten drei Übernachtungen im Zelt im Outback standen an. Wir freuten uns, wieder zurück in die Natur, in der Stadt hatte es zu viele Menschen. Mit dem Fahrrad pedalten wir durch die Mondlandschaft am Swakop River. Im trockenen Flusslauf mit vielen verschiedenen Gesteinen und Felsformationen. Wir lernten interessantes über die Pflanzen die hier wachsen, über die Geologie und die Entstehung der Welt. Ups, hatten wir einen Fensterplatz in der Schule? Für die Geologen ist Namibia ein Paradies, die Schichten der Gesteine sind wunderbar sichtbar.
Auf einmal eine grüne Oase aus dem Nichts. Nach der Stärkung durch einen Lunch und einer Autofahrt Richtung Norden, hiess es das nächste Ziel radelnd zu erreichen. Die Granitfelsen der Spitzkoppe erwarteten uns schon. Sie leuchteten in den schönsten, orangen Farben, man konnte sich fast nicht satt sehen.
An der Skelettküste
Tagesbefehl für heute: Abfahrt 8 Uhr, radfahren bis 10:30 Uhr, dann wurden wir eingesammelt, egal wie weit wir kamen. Verfahren konnten wir uns nicht, die Strasse ging geradeaus bis ans Meer, doch so weit kamen wir gar nicht. Der Rückenwind half uns, wir kommen flott voran. Eingesammelt, aufgeladen und weiter ging es mit dem Jeep. Den Lunch nahmen wir an der Skelettküste ein. Buhh, es windete und war frisch, wir wollten wieder an die Wärme ins Landesinnere! Weiter ging es mit dem Fahrzeug zu den höchsten Bergen Namibias. Unsere Augen strahlten wieder. Abwärts mit dem Bike über Stock und Stein, die Bikes mussten was aushalten, gutes Material machte sich bezahlbar. „Schtoobbier“, Zelt aufstellen, fein Essen, lecker lecker, Amarula, Sternenhimmel, Vollmond – was für ein Leben – wunderbare Veloferien!
Biketour beim Brandberg-Massiv
Die nächsten zwei Tage waren wir nur mit dem Mountainbike unterwegs, das Filetstück, Natur pur. Wir radelten schöne Trails bergauf, genossen die Weite auf der Anhöhe, man kann sich ab dieser Weite fast nicht satt sehen, herrlicher Blick auf das Brandberg-Massiv. Vorbei am versteinerten Wald, über 280 Millionen alt, unvorstellbar diese Dimensionen. Das letzte Mal Zelt aufstellen in der Pampa. Gut sichtbar in der Mitte vom Platz: zwei Kanister Wasser, diverse Becken, ein Spaten mit Klopapier, unsere Dusche und Klo… Muss man erlebt haben. Schade trieb uns ein scharfer, kalter Wind früh in die Federn. Es war erst 20 Uhr und stockdunkel, der Schlaf kam nicht zu kurz in diesen Ferien.
Auf den Spuren der Nashörner
Frisch gestärkt vom Morgenessen fuhren wir mit den Mountainbikes durch das ursprüngliche Afrika, kein Fahrzeug kreuzte hier unsere Wege. Wir sahen Spuren von Nashörnern, rochen ihren Dung, es war ca. eine Stunde vor uns hier durchgekommen. Wir haben es nicht gesehen, umgekehrt sicher schon, gut versteckt im Gebüsch. Eine Kurve und es wurde eine Vollbremsung eingelegt! Drei Giraffen schauten neugierig was ihnen da in die Quere kam. Wer beobachtete wen? Doch die Giraffen flohen nicht, sie hielten nur immer einen genügenden Abstand. Fast konnte man sie am Bauch kitzeln. Diese Begegnung mit den Giraffen in freier Natur vergisst man nicht, dies ist der Unterschied, was diese Art vom Reisen ausmacht! Auf einer Bikereise erlebt man einfach mehr. Die Giraffen zottelten davon, auch wir mussten weiterstrampeln, sonst würden wir nie ankommen. Die letzten Kilometer im Outback genossen wir sehr, schnell waren wir dann wieder zurück in der Zivilisation. Müde und kaputt von den happigen 55 Kilometer erreichten wir am Mittag die Lodge. Das kühle Bier hat sich jeder verdient, die Beine lang ausgesteckt schwelt man in seinen Gedanken. Nein kein Zelt aufstellen, nur das Zimmer dieser feiner Wüsten-Lodge beziehen. Wer wollte konnte am Nachmittag die Felsgravuren der Buschleute bei Twyfelfontain besuchen. Die Gravuren gehören zum Weltkulturerbe. Die verschiedenen Tiere, Wasserstellen etc. wurden in den Fels gezeichnet. Wozu braucht es moderne Kommunikationsmittel?
Bikereise geht dem Ende zu
Langsam geht die Bikereise dem Ende entgegen, die letzten 20 km auf dem Velo sind angesagt, bevor es zum Etosha Nationalpark geht. Das letzte Mal zusammensetzen, anpassen, aufpumpen, schrauben, Wasser auffüllen, aufsitzen und strampeln, staunen, Staub schlucken. Auf und ab, schwitzen, keuchen, wie lang geht es noch? Schlangen ausweichen, ankommen, absteigen, zusammenpacken. Dieser Rhythmus hat uns die letzen Tage begleitet. Wir werden es vermissen.
Tierwelt im Etosha Nationalpark
Der Etosha Natioalpark ist natürlich eine Augenweide, nahe von den Bugalows befand sich ein Wasserloch und hier war immer was los. Elefanten am Trinken, Zebras getrauten sich nur ganz langsam ans Wasser, es wurde geschubst, gestritten und getreten. Giraffen gingen auf die Knie, sie waren einfach zu gross. In der Nacht kamen die Nashörner und die Löwen.
Am Morgen früh erlebten wir mit dem Jeep eine Pirschfahrt. Wir sahen riesige Herden von Zebras, die Springböcke vergass man fasst. Die Schakale freuten sich am toten Tier und die Geier waren auch nicht weit weg. Stolzer Kudu, Oryx, Gnu, Impala und auch Elefanten kreuzten unsere Wege. Die letzte Fahrt im Park, wir waren schon auf dem Nachhauseweg, mitten in der Savanne entdeckten wir ein Nashorn. Der Wind war auf unserer Seite, es konnte uns nicht hören und riechen. Der Guide hatte den Motor abgestellt und wir hielten den Atem an. Das Nashorn konnte uns nicht einschätzen. Es kam näher, noch ein paar Schritte, der Guide prüfte, ob der erste Gang im Jeep drin war. Er drehte den Schlüssel, im letzten Moment startete er den Motor, nicht zu spät, das Nashorn setzte zum Spurt an! Diese Schnelligkeit, der Guide gab Gas, das Nashorn brach seinen Angriff ab und überquerte langsam die Strasse. Ausatmen, toll was wir erlebt hatten!
Nun hiess es bald Abschied nehmen, eine lange Fahrt nach Windhoek, „Game“ zum Abendessen und am Morgen vor dem Flug, in der Einkaufsstrasse die Namibia-Dollar verputzen. Abschied vom Guide Wentzel, er war immer und überall Herr der Lage und hat einen super Job gemacht! Abschied von Namibia, einem wirklich tollen Land. Diese Natur muss man mit dem Bike erleben und erfahren!
Landesinfos: Namibia Tourismus
Reisebericht-Autorin: Reiseteilnehmerin Rita Müller