Mit dem Mountainbike durch Uganda – Ruanda
Bike- und Natur-Abenteuer durch die Perle Afrikas
Die Sonne steht fast senkrecht am Äquator in Uganda und ein wolkenloser Himmel begrüsst uns in Entebbe, der ehemaligen britischen Kolonialstadt am Ufer des Viktoriasees. Idealer kann der Beginn für unsere 16-tägige Bikereise von Entebbe bis nach Kigali, der Hauptstadt von Ruanda nicht sein.
Auf dem Bike durch den “Gemüsegarten Ugandas”
Nachdem wir unsere Bikes zusammengebaut haben, starten wir auf eine Erkundungstour. Es geht gemütlich zu und her in der ehemaligen Kolonialstadt Entebbe, die ca. 60 000 Einwohner hat. Die Hauptstadt Kampala zählt über eine Million Einwohner und liegt nur gerade 30 km entfernt. Auf einer Anhöhe verschaffen wir uns einen Überblick über die Halbinsel und haben eine gute Aussicht auf den internationalen Flughafen. Hier hatte die israelische Armee 1976 die „Operation Entebbe“ durchgeführt, als Entführer mit Hilfe der ugandischen Regierung Idi Amins ein Flugzeug der Air France gefangen hielten, um die Freiheit von mehreren inhaftierten PLO-Mitgliedern zu erzwingen. Ältere Teilnehmer in der Gruppe erinnern sich noch an diese Schlagzeilen auch in der Schweizer Presse. Die Stadt hätte noch einen wunderbaren botanischen Garten zu bieten, indem in den 1930er Jahren Aussenaufnahmen der Tarzan-Filme mit Johny Weissmüller gedreht worden sind.
Doch wir müssen zum Hafen radeln, da unser Nachmittagsschiff für die Überfahrt auf die Sesse Island Kalangala bereitsteht. Als wir am Abend auf der Karte die vierstündige Strecke anschauen, merkten wir, dass die Dimensionen vom Victoriasee riesig sind. 1.5 mal grösser als die Schweiz ist dieser See und ziert den dritten Platz im Ranking der grössten Seen der Welt. 1858 wurde der See vom britischen Forscher John Speke entdeckt und er nannte ihn zu Ehren der in dieser Zeit regierenden Königin, Lake Victoria. Würde man nur unseren Strand vor dem Hotel sehen käme man sich in die Karibik versetzt vor aber der tiefe Trommelschlag und die Gesänge im nahegelegenen Dorf erinnern uns, dass wir mitten im tiefen Afrika sind. Wir durchqueren die Insel mit dem Bike und gelangen mit einer Fähre auf das Festland.
Weiter geht es auf ungeteerten Strassen durch den „Gemüsegarten“ von Uganda und wir bekommen einen Einblick in das ländliche Leben. Was die Gärterinnen in der Gruppe nicht alles für Blumen erspähen und welche verschiedene Gemüsearten es zu entdecken gibt. Eine Frau auf dem Feld zeigt uns die Knollen einer Yamsfrucht, die ähnlich wie bei uns Kartoffeln zubereitet wird. Etwas erstaunt will die Frau wissen, warum wir mit dem Bike unterwegs sind und nicht in einem Jeep. Dass wir auf dieser Art viel eher die Landschaft aufnehmen können, Gerüche, nahe Begegnungen haben und dazu noch Bewegung, löst bei ihr ein Lachen aus. Immer wieder rufen uns die Kinder winkend zu „Hello Musungu, how are you..?“ . „ Very fine!“, was auch in der Tat so ist. Die Stimmung des satten Grüns der Felder, der Kontrast der bunten Kleider der Menschen und die Freundlichkeit lassen uns gut ankommen im Land, das Winston Churchill „Pearl of Africa“ nannte.
Bikesafari im Lake Mburo Nationalpark
Für die meisten Reisenden bedeutet Safari eine Jeepfahrt im Busch während der man aus der Dachluke schaut und Tiere beobachtet. Im Nationalpark Lake Mburo ist dies vom Bikesattel aus auch möglich. Sind wir doch beruhigt als uns der Parkwächter mitteilt, dass Löwen und Elefanten seit einigen Jahrzenten nicht mehr im Park leben. Jedoch lässt die Tatsache die Spannung steigen, dass Büffelherden, Nilpferde, Zebras und Antilopen hinter jeder Kurve versteckt sein könnten. Adrenalinschübe und Herzklopfen ist fast garantiert. Zwei Ranger, mit einem Gewehr ausgerüstet erklärten uns am Morgen wie man sich als Biker im Nationalpark verhalten soll und begleiteten uns den ganzen Tag auf dem Bike. Als wir eine Büffelherde erspähen wird es allen recht mulmig als diese sich in unsere Richtung bewegen. Beruhigend die Bemerkung des Rangers, dass Büffel schlecht sehen und sich somit dem Objekt nähern und mit der Nase das Objekt erriechen. Nicht mehr ganz frischriechende Biker sind sicher nicht als Gefahr zu betrachten und gemütlich grasen sie weiter. Nach diesem Tag waren wir uns einig… Vom Bike aus Zebras oder Büffel zu beobachten oder sogar ein Nilpferd im Schammloch zu erspähen, gehört wirklich zu einem ganz speziellen Erlebnis.
Am Fusse des Ruwenzorigebirges auf Schimpansentracking
Glescherberge mitten in Afrika? Ja dazu gehört nicht nur der Kilimanjaro sondern auch der Peak Margeritha mit 5100m im Ruwenzorigebirge. An ganz klaren Tagen könnte man den Gletscher auf dem Gipfel sehen, erklärte uns unser lokaler Guide. Ruwenzori heisst übersetzt, Regenmacher… dies bekommen wir beim Schimpansentracking im Kibale Rainforest zu spüren. Als wir in Regenhosen und Jacken beim heftigen tropischen Regen auf der Suche nach unseren nächsten Verwandten sind, müssen wir herzlich lachen als einer der Gruppe meint – wer nun wohl die Affen seien! Unsere Fährtenlesen geben nicht auf und möchten uns doch einen Blick auf unsere nächsten Verwandten ermöglichen. Wir durchstreifen den Wald auf glitschigen Pfaden und plötzlich erspähen wir sie hoch in den Kronen eines Baumes. Ein Schimpansenweibchen mit ihren Jungen bereitet sich gerade ein Lager zu für die langsam anschleichende Nacht. Jane Goodall die ihr Leben dem Erforschen der Schimpansen widmete, schrieb einige Bücher und Artikel über das Verhalten der Schimpansen.
Vom Queen Elizabeth Nationalpark in das Kigezihochland hinauf
Was hat wohl die Queen Elizabeth mit diesem Nationalpark wohl zu tun? Eine Parkwächterin erklärt uns am Eingang des Parkes im Pavillon, dass 1956 die Queen die annodazumal britische Kolonie auf ihrer Hochzeitsreise besuchte. Genau an diesem Ort habe sie ihren Tee getrunken auf die Landschaft geschaut und gesagt: „What a beatiful country!“ Zu ihren Ehren hatte man den Park zu Queen Elizabeth Nationalpark umgetauft. Anscheinend kann man in der Lodge in der sie geschlafen hat sogar im orginal Bett übernachten, indem sie mit ihrem Gemahl genächtigt hat. Wir fragen uns ob wohl die Bettwäsche auch noch orginal sei … Ja immer wieder gibt es in der Gruppe etwas zu lachen. Wenn man solch intensive Tage zusammen erlebt und eine tolle Stimmung hat geniesst, man die Reise noch mehr.
Gerne erzählt man interessierten Gruppen als Reiseleiterin auch über die Geschichte des Landes und Zusammenhänge. Die Teilnehmer erzählten mir, dass im Bekanntenkreis bei der Mitteilung ihres Reiseziels oft unweigerlich der Name Idi Amin fiel. Uganda hat sich langsam von den Schreckensherrschaften von Milton Obote und Idi Amin in den 70er Jahren erholt und ist wieder drauf und dran „The pearl of Africa“ zu werden. Da wir nur ein paar Kilometer vom Kongo weg sind, tauchen wir auch in die Geschichte dieses an Bodenschätzen so reiche Land ein. Von jahrelangen Bürgerkriegen ist es arg gebeutelt und gehört zu den ärmsten der Welt. Als wir die Abzweigung „to Congo boarder „ meint ein Teilnehmer, man könne die mystisch Luft des Kongo schon fast riechen.
Weiter geht es zur Lodge im Nationalpark am Ufer des Kazingakanals. Am Ruhetag steht die Option Safari per Jeep auf dem Programm. Dies lässt sich niemand entgehen. Am Abend erzählen wir am Lagerfeuer von den Tierbeobachtungen und kommen in den Genuss einer improvisierten lokalen Tanzvorführung. Beeindruckend den Bewegungen zu Trommelrhythmen zu folgen und dazu diese Lebensfreude! Auch unsere Fahrercrew kommt in Fahrt und führt einen Tanz von ihrem Stamm vor. Jeder der rund 50 Stämme in Uganda hat seinen eigenen Tanzstil. Am Schluss der Aufführung wünschen sich die Einheimischen eine Tanzparade von uns. Als wir uns zu der Trommelmusik im Hüftschwung wie die Einheimischen üben, fragten wir uns ob wohl die Anatomie unseres Beckens etwas anders ist. Wie auch immer, alle haben ihren Spass und ein rundum gelungener Abend unter tausenden von Sternen geht über in eine Nacht mit geheimissvollen Geräuschen einer Buschnacht.
Auge in Auge mit dem Silberrücken
Nur noch gut 800 Berggorillas gibt es. Die Hälfte an den Hängen der Virungavulkane in Ruanda und die andere Hälfte im dichten Wald des Bwindi Nationalpark. Wir erreichen den Parkeingang nach einer anstrengenden Bikeetappe. Vom Queen Elizabeth Flachland auf gut 1000 m schraubt sich die Strasse in die Höhe des Kigeziplateaus. Die Blicke auf die sattgrünen Teeplantagen lassen einem die langsam müde werdenen Beine vergessen. Wir begegnen Feldarbeitern auf dem Heimweg die uns winken und lachend rufen „are you tired?“ Ja so langsam spürt man die Höhe von 2500m und alle sind froh die Lodge am Parkrand erreicht zu haben. Am Morgen sind wir alle erleichtert, dass der nächtliche Regen aufgehört hat. Aufregung ist zu spüren. Auf diesen Tag haben sich wohl die meisten der Gruppe am meisten gefreut. Gegen eine stattliche Gebühr kann man sich mit kundiger Führung an eine Menschen gewöhnte Gorillagruppe anpirschen. Der Ranger erklärt uns genau das Vorgehen an diesem Trackingtag. Können wir die Gorillagruppen wirklich aus knapp 10 m Nähe beobachten? Wird uns der Silberrücken einen Blick schenken? Unglaublich, und so ist es dann auch. Als wir ein paar Stunden später wieder am Ausgangsort sind, etwas müde und verschwitzt, schwelgen wir noch ganz in der „Droge“ dieser einmaligen Begegnung. Der Blick des Silberrücken wird wohl immer in Erinnerung bleiben.
Einreise in Ruanda dem Land der tausend Hügel
Den letzten Abend in Uganda geniessen wir am Bunyoni See. Kaum zu glauben, dass dieser See über 1000 m tief ist und nach dem Tanganikasee der zweittiefste See von Afrika ist. Er ist nur gerade 30 km lang. Ein Boot bringt uns über das ruhige Wasser. Aus dem langsam sich auflösenden Nebel erblicken wir majestätisch die Virunga-Vulkane in Ruanda. Wir geniessen die letzten Kilometer mit dem Bike in Uganda.
Als bei einer kleinen Dorfschule die Kinder aus den Schulzimmern rennen und uns der Lehrer zu einem Besuch einlädt, geniessen wir nochmals die Freude und Lebendigkeit. Bei dem einen oder anderen schleicht sich sicher auch die Frage ein, was für eine Zukunft wird wohl auf diese Kinder kommen in einem Land mit über 4 Prozent Bevölkerungswachstum. Sie leben ganz im Moment und singen uns voller Inbrunst ein paar Lieder. Im Gegenzug erklären wir ihnen den Text des Bürebuebli und singen dies auch voller Inbrunst vor. Die nicht ganz lupenreinen Töne werden vom Lachen der Kinder übertönt.
Nach ein paar Bike-Kilometern stehen wir auch schon an der Grenze zu Ruanda. Die Formalitäten sind schnell erledigt und schon radeln wir auf guter Teerstrasse nach Ruhengeri, Musanze. Nun herrscht Rechtsverkehr und wir müssen uns daran gewöhnen. Nicht nur dies ist ein Unterschied zum Nachbarland, sondern es fällt uns auf, dass kein Plastiksack am Strassenrand zu sehen ist. Seit 2009 herrscht Plastiksackverbot im Land der tausend Hügel. „Land der tausend Hügel“ genannt, was auch unsere Beine zu spüren bekamen. Es geht rauf und runter. Unterwegs möchten wir einen WC-Stopp machen aber überall sind Leute. Kaum zu glauben, aber in diesem Land, dass kleiner als die Schweiz ist wohnen über 12 Mio Einwohner.
1994 wurde Ruanda in der Weltpresse bekannt wegen dem unglaublichen Genozid an der Minderheit der Tutsi. Unter dem Präsidenten Paul Kagame ist innert weniger Jahren wieder ein aufstrebendes Land geworden mit dem ehrgeizigen Ziel das „Singapore Afrikas“ zu werden. Cassim, unser ruandischer Bikeguide ist sehr stolz auf sein sauberes Land in dem die Korruption hart bestraft wird, Rechte gelten, jeder eine Krankenkasse hat und so auch jeder Schuhe tragen muss. Unsere ugandischen Busfahrer sind etwas angespannt. Sie achten gut darauf, dass sie keine Verkehrsregeln missachten und nicht zu schnell fahren. In Ruanda kann man dies nicht einfach „ugandisch“ lösen.
“Gorillas in the mist”-Feeling im Volcanoes Nationalpark
Am Schluss der Reise wäre wieder ein Ruhetag vorgesehen. Doch die ganze Gruppe möchte noch von möglichen Angeboten profitieren. So schnell kommen wir nicht mehr an den Fuss der Virungavulkane! Nicht nur am Fusse die aufgereihten Vulkankegel beobachten, nein am liebsten gerade einen besteigen, sagen sich ein paar abenteuerliche Gruppenteilnehmer! Ist es wohl am besten in den Stiefeln wie die einheimischen Führer zu wandern oder doch mit unseren Wanderschuhen. Bleiben wir beim Bekannten und so ging es durch Landschaften, die einem in eine längst vergangene Zeit versetzten. Nach vier Stunden Aufstieg erreichen wir den Kraterrand des 3700m Bisoke. Afroalpine Landschaft nennt man diese Umgebung, erklärt uns der Ranger der mit einem Gewehr bewaffnet ist. Er trägt dieses wegen den Waldbüffeln und Waldelefanten.
Auf dem Weg treffen wir auf das Schild mit der Aufschrift „Grave of Dian Fossey“ Hier also ist die berühmte Gorillaforscherin, die 1986 aus unbekannten Gründen ermordet wurde, begraben. Auch in diesem Nationalpark gibt es Gorillagruppen die von kleinen Touristengruppen besucht werden können. Bei einem letzten Nachtessen im legendären Hotel Mille Collines in Kigali, liessen wir eine unvergessliche Reise ausklingen. Unser lokales Team verabschiedet uns mit den Worten: „Please, if you liked the trip, tell it to your friends…!“ Ja das werden wir!
Reisebericht-Autorin: Reiseleiterin Bea Fischli
Infos zum Reisebericht
Reisejahr: 2015