Inselhüpfen Philippinen
Rundreise mit dem Fahrrad im Tropenparadies
Los geht’s, ab auf die Philippinen! Schon beim Einsteigen in den brandneuen Airbus A380 von Singapore Airlines umgibt uns ein Gefühl von “grosser weiter Welt”. Das hervorragende Personal der Airline versprüht den nötigen Schuss Exotik und die Gewissheit: Wir sind unterwegs in die Tropen. Wir fliegen nach Cebu, der zentral gelegenen Inselgruppe der Visayas. Über 7000 Inseln breiten sich etwas nördlich des Äquators auf philippinischem Staatsgebiet aus. Sieben davon werden wir in den nächsten zwei Wochen als Inselhüpfen mit dem Rad bereisen.
Bohol – Natur und Abenteuer
Nach der Ankunft sind die letzten warmen Kleider schnell zuunterst im Gepäck verschwunden. Bei angenehmen 26 C gibt’s den verdienten Willkommensdrink und das erste Abendessen unter freiem Sternenhimmel direkt am Meer.
Viel zu kurz war die erste Nacht. Wir wollen früh unterwegs sein, bevor es zu heiss wird. Unsere High Tech Bikes haben den Transport problemlos überstanden und sind startbereit. Wir wollen in den ersten Tagen die Insel Bohol mit dem Rad erkunden. Ab dem ersten Kilometer nehmen uns das pralle Leben am Strassenrand und die tropische Natur in seinen Bann! Das Blau von Himmel und Meer, das satte Grün der Palmen und Reisfelder tun den Augen gut – die lachenden und staunenden Augen der Filipinos der Seele! Nach zwei Stunden radeln auf verkehrsarmen Wegen, Pisten und Strassen erfrischen wir uns beim Baden an einem Wasserfall. Währendessen richten im Nu die lokalen Guides unseres Begleitfahrzeugs ein feines Buffet mit frischen, einheimischen Früchten. Besonders die Ananas und Wassermelonen haben es uns angetan. Und die Mangos erst!
Tarsier Sanctuary
Einige staubige, verschwitzte Kilometer weiter, erreichen wir das Schutzgebiet der “Tarsier” (Koboldmaki). Diese kleinsten Primaten der Welt sind durch Bejagung und Zerstörung ihres Lebensraums, der Wälder, stark bedroht. Sie sind bloss faustgross und haben im Verhältnis zum Körper 150 mal grössere Augen. Dies macht diese nachtaktiven Tiere zu hervorragenden Insektenjägern; sie erinnern uns an Figuren aus “Star Wars”. Tatsächlich können wir einige von ihnen im dicken Geäst ausmachen und aus nächster Nähe beobachten. Zurück auf der Waldlichtung überrascht uns die Begleitmannschaft mit einem herrlichen Buffet und kühlen Getränken. Nicht nur, dass unser Begleitfahrzeug unser Gepäck transportiert, den ein oder anderen müden Radfahrer aufgabelt, uns unterwegs stets mit frischem Obst und kühlen Getränken beliefert, sondern es ist auch unglaublich was die Filipinos in kürzester Zeit alles für uns hervorzaubern.
Nach einem letzten Anstieg erreichen wir unsere mitten in tropischer Landschaft und einem schönen Flusslauf gelegene Unterkunft. Rundherum nichts als Dschungel. Selten hat das verdiente, kühle Bier besser geschmeckt!
Chocolate Hills
Drei weitere Tage sind wir auf Bohol unterwegs. Geniessen das tropische Klima und alles was die Natur und das Meer hergeben. Wir bestaunen die weltberühmten Chocolate Hills, Sonnenuntergänge, das Zirpen tausender Grillen; baden an Flussläufen, unter Wasserfällen oder im Hotelpool; verbringen gemeinsam gemütliche Abende und geniessen hervorragendes Essen. Dazu werden wir meist musikalisch unterhalten: Die Filipinos sind begnadete Musiker und Tänzer. Immer wieder spielen sie live nur für uns! Die schönsten Reisterassen gibt’s auf der Bergetappe über einen 777 m hohen Pass – der rasanteste Downhill ans Meer gleich danach! Und immer wieder machen wir spontane Stopps um zu fotografieren, mit den Kindern Basketball zu spielen oder um einen Markt zu besichtigen. An einem Morgen halten wir sogar bereits um halb neun an: Einer der Bauern hat eine Karaoke Maschine in seiner Gartenlaube stehen und schon bald singen wir alle gemeinsam “Country Road, take me home”, während ein kühles San Miguel die Runde macht!
Ruhetag auf Panglao
Den ersten Ruhetag unserer Radreise in Asien verbringen wir am Meer auf der Nachbarinsel Panglao. Weisser Sand, grüne in der sanften Brise schwingende Palmen, blauer Himmel und türkisfarbenes Meer strahlen um die Wette. Baden, Schnorcheln, Sonnen, Lesen, Spazieren und Nichtstun sind angesagt. Am Abend ist es Zeit, die “Trycicles” auszuprobieren: Eine ganze Armada von diesen lässigen Motorradtaxis fährt vor und bringen uns zu einem nahen Strandrestaurant, wo wir mit den Füssen im Sand feinste Meeresfrüchte vom Grill geniessen.
Siquijor
Am nächsten Tag sind wir schon zum Sonnenaufgang unterwegs und setzen mit Auslegerbooten zur Nachbarinsel Siquijor über; einige Delphine sind unsere freundlichen Begleiter auf der zweistündigen Fahrt!
Siquijor ist die “magische, verhexte” Insel. Auf Bohol und Panglao schaute man uns mit grossen Augen und gerunzelter Stirn an, als wir erwähnten, dass wir diese Insel besuchen werden. Die Einheimischen dachten, wir seien “loco loco”, etwas verrückt. Auf Siquijor liegt tatsächlich eine ganz eigene Energie in der Luft. Die Strassen sind noch ruhiger. Die Menschen noch freundlicher und zuvorkommender. Ob sie wohl zuviel von dem legendären Zaubertrank gehabt haben, der hier in San Antonio jeweils in der Karwoche von den Druiden der umliegenden Inseln gemeinsam nach geheimen, alt hergebrachten Rezepten gebraut wird? Jedenfalls überraschen uns die Filipinos auch hier mit ihrer natürlichen Offenheit: Schnell kennen sie alle unsere Namen; sprechen perfekt Englisch; lieben es für Fotos zu posieren und keine kulturelle Barriere separiert sie von uns – 90% sind katholisch. Zwar sind wegen den Osterferien die Schulhäuser leer – dafür die Dörfer voller Leben. Auf unseren Erkundungen mit dem Rad durch die Dörfer, begleitet uns immer wieder ein “Hello Joe”, fröhlich rufende Kinder am Strassenrand, die uns entgegen jubeln, wenn unsere Karawane durchzieht.
Am Abend staunen wir über das traumhafte Resort in dem wir übernachten mit seinen extrem freundlichen Mitarbeitern, dass schönste der Insel! Schon bald bildet sich eine Schlange mit Radlerwadeln vor den Massageliegen. Schade, dass wir bloss zwei Tage bleiben!
Höhlenforschung
Die wohl schönste Bike Etappe dieser tollen Radreise führt uns durch abwechslungsreiche Landschaften, hoch zu einem Bergdorf im Herzen der Insel Siquijor. Hier steigen die Mutigen in eine mehrere hundert Meter tiefe Höhle ab. Kletternd und durch knietiefes, glasklares Wasser watend, erforschen sie den Untergrund. Den Kopf schützt ein Helm vor den langen, von der Decke hängenden Stalaktiten. Das Geheimnis der Höhle erschliesst sich den Abenteurern erst ganz zuhinterst.
Nach einer rauschenden Abfahrt mit tollen Ausblicken aufs Meer, gelangen wir zu den Cambugahay Wasserfällen. Unsere Begleitcrew hat wieder mal ein leckeres Buffet und kühle Getränke bereitgestellt. Und wir machen mit den Filipinos ein Wettspringen über den Wasserfall in die blaue Lagune und das schon gewohnte Fotoposing.
Fiesta
Am Abend werden wir spontan auf eine “Fiesta” am Land eingeladen. Zwei typische Hinterlassenschaften zeugen von den vergangenen Besetzungsjahren der US-Amerikaner: Die “Jeepneys”- fantasievoll dekorierte und verlängerte, zu Bussen umfunktionierte Jeeps. Meist stammen sie noch aus dem 2. Weltkrieg. Jedes Dorf hat seinen Hauptplatz, der gleichzeitig der Basketballplatz ist. Hier wird gespielt, die Ernte getrocknet oder wie heute Nacht, einfach ein paar riesige Musikboxen aufgestellt und eine Sternenhimmeldisco gefeiert. Während die neuesten Hits durch die Nacht schallen, tanzen wir mit den Einheimischen um die Wette. Disco, Rumba, ChaCha – und wir mitten drin, gehören bei ihrem Dorffest wie selbstverständlich dazu. Sie lieben den Kontakt mit uns, den Fremden und lassen sich liebend gerne fotografieren. Dazu werfen sie sich in alle möglichen Posen – für den Paparazzi in unserer Mitte natürlich das Paradies! Dass wir ein paar Flaschen San Miguel und Rum sponsern, erleichtert das Zusammensein noch mehr. Der Filipino lebt gerne einfach in den Tag und die Nacht hinein. Schon auf dem 500-Pesoschein steht geschrieben “Study now – pay later”, was die unbeschwerte Seele der Filipinos ganz gut erklärt. Viel zu früh müssen wir weiter, heim, denn die nächste Insel ruft.
Negros- Charmante Universitätsstadt Dumaguete
Negros und die Universitätsstadt Dumaguete tauchen am Horizont auf! Wie ein Kulturschock wirkt diese hektische Stadt anfänglich auf uns. Nach einer kurzen Bike Etappe sind wir mit der Fähre am Morgen übergesetzt. Zuerst vermissen wir die Beschaulichkeit und Herzlichkeit von Siquijor. Viele Menschen, Verkehr und Lärm überall. Der Asphalt flimmert in der Mittagshitze. Bei einer Bike-Stadtrundfahrt nähern wir uns dem Charme von Dumaguete langsam an. Besichtigen koloniale Häuser, Museen und natürlich den quirligen Markt! Und nach einigen kühlen Drinks und einer erfrischenden Dusche sind auch wir “angekommen”. Unsere Reiseleiter haben fürs Abendessen wieder tief in der Trickkiste gewühlt und die besten Restaurants, Bars und Discos ausfindig gemacht.
Twin Lakes
Zur Königsetappe am folgenden Tag erscheinen einige mit kleinen Augen hinter der Sonnenbrille. In den längst erloschenen Vulkanbergen Negros haben sich die Krater mit Wasser gefüllt – wir biken über 900 Höhenmeter hoch zu den “Twin Lakes”. Welch angenehme Frische hier oben, mitten in unberührter Natur. Nebelschwaden, Riesenfarne, Bergseen; eine mystische Stimmung herrscht hier oben! Und ein toller Downhill bringt uns zurück auf Meereshöhe!
Cebu- Stadtbesichtigung des kulturellen Zentrums und Küstenbiken an Traumstrände
Viel zu schnell geht diese Traumtour zu Ende. Die letzte Bike Etappe führt uns entlang der Südwestküste von Cebu. Es sind immer noch Schulferien und die Kinder stehen in den Fischerdörfern Spalier. Zwei Frauen mit ihren Kindern stehen bei einer mobilen Bäckerei an. Wir wollen ihnen ihre Brötchen für den heutigen Tag spendieren. Im Nu sind wir umringt von über 50 Leuten, die wild gestikulieren und um einen Platz zuvorderst rumschubsen. Auf der Strasse kommt kein Fahrzeug mehr vorbei, bis der fahrbare Händler sämtliche Backwaren verkauft hat. Ein Dorf schlägt sich den Bauch voll. Die Rechnung von CHF 6.50 haben wir gerne übernommen.
Fischer
Ein paar Kilometer weiter zeigen uns Fischer ihre einfachste Ausrüstung: Flossen, Taucherbrille, Harpune – alles selbst gemacht aus Recyclingmaterialien. Damit holen sich die Fischer täglich den Tagesbedarf an Fischen aus dem Meer. Kein Wunder, dass hier alle so schlank sind. Ihre Diät besteht aus Fisch (roh, frittiert oder gegrillt), Reis und etwas Gemüse. Bares gibt’s nur, wenn sie mehr fischen, als sie selber benötigen und auf dem Markt verkaufen. Den Platz fürs bescheidene Haus am Meer haben sie in jahrelanger Arbeit durch Aufschüttung abgewonnen; Eine Arbeit die vielleicht beim nächsten Taifun schon wieder Geschichte ist.
Badian Island
Über einen letzten kleinen Pass gelangen wir ins Paradies: Zum Abschluss der Reise gibt’s Luxus pur auf einer kleinen Insel. Wir lassen es uns in einem “Green Boutique Resort“ gut gehen. Die ganze Belegschaft erwartet uns singend und musizierend am Bootssteg. Wir lassen das Biken sein, dafür die Beine und die Seele hängen und geniessen die Annehmlichkeiten dieses Ortes in vollen Zügen. Auch hier sind die schönen Massagevillen bald dauerbelegt. An den Abenden schlemmen wir wieder feinstes Essen und einige Flaschen Wein machen zu später Stunde die Runde. Wer noch nicht genug hat, geht am freien Tag nochmals auf Entdeckungstour. Mit dem Rad zu den Wasserfällen oder zu Fuss über die Insel, um mit den Kindern der Fischer um die Wette zu schwimmen. Einige Unentwegte finden sogar hier nochmals eine Karaoke Maschine und stimmen zum Abschied ein in ein melancholisches “We are sailing… we are sailing…”.
„Salamat“ (Danke) und „babay“ (auf Wiedersehen) Philippinen! Wir müssen nach Hause! Aber im Herzen bleiben wir hier! Oder kommen gerne bald wieder!
Reisebericht-Autorin: Reiseleiter Stefan Alder