Erlebnisbericht Sabah – Borneo
Auf unserer 15-tägigen Bike-Reise durch Borneo reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. Einmalige Tierwelt, tropischer Regenwald, vielfältige Landschaften, herrlich warmes Meer und herzliche Einheimische sind einige davon. Jeder Tag bot neue Überraschungen. Wir haben die Langsamkeit auf dem Bike, fernab vom hektischen Alltag, sehr genossen
Doch der Reihe nach:
Am Reisetag hiess es früh aufstehen! Mit unseren Bikes in der einen Hand, den Rollkoffer in der anderen ging’s los Richtung Flughafen Zürich. Wir stellten erfreut fest, dass wir trotz unserem Gepäck problemlos durch Bahnhöfe und Rolltreppen navigieren konnten. Vor dem Check-in Schalter erwartete uns Joe ein hilfsbereiter Mitarbeiter von Bike Adventure Tours. Kartonschachteln, ein Gabel-Distanzhalter und Kabelbinder wurden uns zur Verfügung gestellt. Joe erklärte uns Schritt für Schritt, wie wir unsere Bikes auseinander nehmen und die losen Teile fixieren müssen. Hilfreich war das von uns mitgebrachte Plastik-Verpackungsmaterial, mit dem wir empfindliche Teile für den Transport schützen konnten. Wir waren froh, dass die sperrigen Bike-Schachteln beim Check-in problemlos entgegen genommen wurden und wir die Gewichtslimite von 30 kg pro Person inklusive Bike einhalten konnten.
Unterdessen trafen die anderen Reisenden unserer Gruppe ein. Sie hatten auf Reisen mit Bike Adventure Tours gute Erfahrungen gemacht mit der Bikemiete vor Ort und verzichteten deshalb auf den Transport des eigenen Bikes.
Nach einem langen Flug mit der Singapore Airline nach Singapur und einem kurzweiligen rund zweistündigen Anschlussflug nach Kota Kinabalu kamen wir schliesslich an unserem Reiseziel an: Sabah, im Nordwesten der Insel Borneo. Der nördliche Teil von Borneo gehört zu Malaysia, der grössere südliche Teil zu Indonesien. Die gut drei Millionen Einwohner auf Sabah verteilen sich auf 73’619 Quadratkilometer.
Am Flughafen von Kota Kinabalu wurden wir vom Schweizer Reiseleiter Mäx Stadelmann und der einheimischen Crew begrüsst. In drei Fahrzeugen wurden fortan unser Gepäck und – wenn wir nicht gerade selber fuhren – unsere Bikes und wir selbst durch Borneo chauffiert.
Erste Station für zwei Nächte war ein wunderbares Hotel direkt am Meer. Zimmer und Bikes wurden zugeteilt beziehungsweise zusammengesetzt bevor wir den Begrüssungsdrink geniessen konnten. Mäx gab uns erste Informationen zu unserem Reiseprogramm. Doch der fehlende Schlaf auf dem Langstreckenflug und die Zeitverschiebung um sechs Stunden holten uns ein.
Weil es in Lokalzeit erst Nachmittag war, entschieden wir uns für ein Bad im Meer. Dort war die Müdigkeit wie weggeblasen. Die Lufttemperatur lag bei gut 30 Grad, das Meer war genauso warm, sanfte Wellen, herrlich! Weil die vielen asiatischen Gäste auf Borneo die Sonne eher meiden, war der Strand fast menschenleer. Es gab auch keinen Kampf um Liegestühle, wie wir dies von europäischen Stränden kennen. So war der Alltag sofort weit weg; die Ferien hatten begonnen!
Endlich Biken!
Und es kam noch besser: Am folgenden Tag durften wir nach einem kurzen Transport die Bikes übernehmen! Wir tauchten in die Welt von Sabah ein. Auf Asphaltstrassen mit nur wenig Verkehr radelten wir neben Reis- und Gemüsefeldern durch kleine Dörfer und entlang von Gewässern. Die Fahrt war gemütlich, denn wir wollten die uns unbekannte Umgebung fotografisch festhalten. So auch die erste Hängebrücke. Sie war weit und breit die einzige Möglichkeit, um den breiten, mäandrierenden Fluss zu queren. Zahlreiche Einheimische nutzen den Holzsteg als praktischen Flussübergang, nicht nur zu Fuss oder dem Fahrrad, sondern auch mit ihren Motorfahrrädern. Auf der anderen Seite, im Städtchen Tuaran, begrüsste uns ein lachender, goldener Buddha. Die am stärksten verbreitete Religion ist jedoch der Islam, gefolgt vom Christentum.
Die Treppe zum erklimmen der 9-stöckigen Pagode war leider geschlossen. Nachdem wir rund vier Stunden unterwegs waren, schmeckte und das Mittagessen in einem lokalen Restaurant sehr gut. Am Nachmittag liessen wir es uns im und am Meer gutgehen.
Eine tolle Crew
Sieben Malaien sorgten für unser Wohl während der ganzen Reise. Mike führte unsere Gruppe an, sowohl organisatorisch wie auch auf dem Fahrrad wies er uns den Weg. Wir Schweizer wurden auf dem Fahrrad zudem stets von Kim und Tham begleitet. Sie waren sehr eifrig damit beschäftigt, unsere Aktivitäten mit Foto und Film festzuhalten. Bei technischen oder anderen Problemen waren sie sofort zur Stelle. Auch unsere drei Begleitfahrzeuge ermöglichten jederzeit den Zugriff aufs Handgepäck. Die von der Schweiz mitgenommenen Fahrradtaschen am Lenker erwiesen sich als sehr praktisch: Fotoapparat, Sonnencreme und Antibrumm waren stets zur Hand. Die Hitze setzte uns auch ohne Rucksäcke zu. Dank den hinter uns herfahrenden Fahrzeugen konnten wir zudem – bei Bedarf – jederzeit den Fahrradsattel mit dem komfortablen, klimatisierten Sitz im Bus tauschen.
Der grösste Vorteil der Begleitfahrzeuge war allerdings ein anderer: Regelmässig wurden wir mit Köstlichkeiten verpflegt. Frisch geschnittene Ananas, Pomelos, Wassermelonen oder Bananen sind nur einige Früchte, die uns offeriert wurden. Deren Geschmack ist nicht zu beschreiben: unvorstellbar lecker! Davon können wir in der Schweiz nur träumen. Zudem nahmen wir sehr gerne die uns immer wieder offerierten eisgekühlten Getränke und Wasser entgegen.
Kulinarische Köstlichkeiten
Am nächsten Morgen bestaunten wir auf einem Markt die grosse Vielfalt an Gemüse und Früchten. Bei jeder Mahlzeit durften wir eine Auswahl der vielen Gemüsearten auch in verarbeiteter Form geniessen.
Auf Borneo kann man meist aus einer grossen Anzahl Speisen, die an einem Buffet oder auf grossen Platten auf dem Tisch serviert werden, auslesen. Nebst vielerlei Gemüse, weissem Reis und gebratenen Nudeln sind Süss-Sauer-Chicken, Rindgeschnetzeltes an Currysauce oder Tofu verbreitet. Häufig wird auch Omelette angeboten. Wir genossen es, dass wir uns ganz nach unserem Geschmack bedienen konnten. Zum Dessert gab es meist frisch geschnittene Früchte.
Übernachtung in einem traditionellen Longhouse
Der nächste Höhepunkt nach der Bikefahrt war die Übernachtung in einem traditionellen Longhouse aus Bambus. In den kleinen Zimmern mit den auf Bambus liegenden Matratzen schliefen wir gut – auch weil wir die über zwei Meter lange Schlange erst am nächsten Morgen entdeckten. Farblich war sie kaum von den Bambusstäben zu unterscheiden. Zum Glück war sie gesättigt; in der Nacht hat sie ihren Hunger mit einer Ratte gestillt, wie an ihrer Silhouette unschwer zu erkennen war.
Besichtigungen haben immer wieder unsere Bikefahrten unterbrochen. So führten uns eine Bienenzüchterin und ein Kokosölproduzent in ihre Geheimnisse ein. Leider kann das nach Hause gebrachte Kokosöl nicht mehr durch die Düse gespritzt werden – unter den heimischen Temperaturen hat sich der Aggregatzustand von flüssig zu fest gewandelt.
Nach täglichen Biketouren, Baden im Meer und Besuch der Hauptstadt Kota Kinabalu ging’s mit einem kurzen Flug in den Osten, nach Sandakan. Wir hatten Glück: Dank perfektem Wetter und freien Fensterplätzen hatten wir eine hervorragende Aussicht auf unser späteres Ziel, den 4095 m hohen, einsam stehenden Mount Kinabalu.
Flora und Fauna
Doch vorerst konnten wir die heimische Fauna bestaunen. Besonders faszinierte dabei der Waldmensch, in der Sprache der Malaien Orang-Utan genannt. Im Orang-Utan Rehabilitationszentrum in Sepilok näherten sich die vom Aussterben bedrohten Tiere vorsichtig der Futterquelle im Urwald. Später führten uns der lokale Guide und der Bootpilot mit sicherem Gespür immer wieder zu Bäumen am Ufer des Kinabatangan Rivers, auf denen diese eindrücklichen Einzelgänger ruhten. Viele weitere Affenarten, verschiedenste Vogelarten und sogar Krokodile konnten wir auf den alten Bäumen des Urwalds beziehungsweise am Flussufer ausmachen.
Auf der Reise querten wir immer wieder wackelige Hängebrücken oder Flussläufe. Es ist nicht einfach, diese Hindernisse im Sattel zu queren . Doch der Spassfaktor war hoch – beim selber probieren und beim Zuschauen.
Biken im Urwald
Biken im Urwald kannten wir bislang noch nicht. Die abenteuerlichen Trails sind allerdings anders zu fahren, als wir es uns das gewohnt sind.
Auch Biken durch eine Teeplantage war neu, bereitete aber viel Fun. Die einzelnen Schritte vom frisch gepflückten Teeblatt zum aufgussbereiten Tee wurden uns in der Teefabrik von Sabah Tea Garden erklärt.
Gestärkt haben wir uns nicht nur mit Tee. Ein kaltes Bier der Marke Tiger fand auf der ganzen Reise meist Anklang. Nach der Biketour gab es jeweils nichts Schöneres, als in der Unterkunft mit den anderen Gruppenteilnehmern beieinander zu sitzen, anzustossen und den Tag Revue passieren zu lassen. Auch an den Abenden waren die Temperaturen immer angenehm warm. Nicht mal die Stechmücken konnten die Idylle stören, denn wir waren dick mit Antibrumm besprayt.
Region Sandakan
Achtung: die schweren Fruchtstände sind stachelig! Berühren ist nicht zu empfehlen. Der wichtigste Wirtschaftszweig von Borneo ist die Palmölindustrie. In der Region von Sandakan führen unsere Bikerouten stundenlang den unendlichen Palmölplantagen entlang.
Mount Kinabalu
Weitere Bike- und Busfahrten führen uns zum Ausgangspunkt des nächsten Abenteuers: zum Timpohon Gate auf 1800 m über Meer. Mit dem Permit um den Hals geht’s unserem Ziel entgegen, dem über 4000 Meter hohen Mount Kinabalu. Der Weg zum Gipfel führte durch verschiedenste Landschaften. Der aufkommende Nebel rückte die Pflanzenwelt in mystisches Licht. Trotz dem stetigen Anstieg konnten wir uns an der näheren Umgebung kaum satt sehen; der Blick ins Tal blieb uns wegen den Wolken verwehrt.
Im ruhigen Tempo erklommen wir die unregelmässigen Stufen. Kurz vor dem Ziel der Tagesetappe auf 3300 m setzte Regen ein. Die Kälte schlich schnell in die Glieder. so bestellten wir im einzigen Restaurant auf Laban Rata eine Suppe. Sie heizte ein – lecker, doch unglaublich scharf für europäische Gaumen. In einer gemütlichen Unterkunft bezogen wir in einem Mehrbettzimmer unser Nachtlager. Sogar Duschen waren verfügbar, wegen des kalten Wassers verzichteten wir darauf. Früh ging’s ins Bett, früh wieder auf. Um 03:30 Uhr liefen wir warm angezogen und mit Stirnlampen ausgerüstet in gleichmässiger Geschwindigkeit Richtung Gipfel. Pünktlich vor dem Sonnenaufgang kurz vor sechs Uhr jubelten wir: wir hatten das Ziel erreicht!
Die aufkommende Helligkeit gab den Blick frei auf unsere nähere und weitere Umgebung – welch grandioser Ort! In der Ferne waren Meer, grüne Felder und Wälder zu sehen, in der Nähe staunten wir über die ehemals vom Gletscher abgeschliffenen Granitplatten unterhalb des Gipfels. Im Aufstieg in kompletter Dunkelheit klammerten wir uns an das langes Seil, aus Furcht vor der Absturzgefahr, von der wir auf dieser Höhe ausgingen. Beim Rückweg konnten wir das Seil liegen lassen und locker abwärts über den griffigen Granit schreiten. Danach warteten die angeblich 13’000 Stufen runter bis zum Gate auf uns. Nach einigen Stunden abwärts gehen, ersehnten wir das Ziel, unsere Büro-Muskeln waren einen solchen Abstieg nicht gewohnt. Der ausgeprägte Muskelkater in den Beinen erinnerte uns noch einige Tage an unsere einmalige Bergtour.
Sightseeing in Singapur
Zum Ausklingen der erlebnisreichen Ferien liessen wir uns in einem Luxushotel am menschenleeren Strand verwöhnen. Im warmen Meer treibend erblickten wir überraschend in der Ferne den Mount Kinabalu in seiner vollen Grösse. An dieses Abenteuer werden wir noch lange denken!
Nun hiess es Abschied nehmen von einigen Teilnehmern, von unseren zuvorkommenden Begleitern und dem vielseitigen Sabah.
Nach zwei Stunden Flugzeit landeten wir an einem völlig gegensätzlichen Ort: in Singapur. In den neun Stunden zwischen den Flügen liessen wir uns durch die faszinierende Grossstadt treiben, machten Sightseeing und genossen auf dem Dach des One Raffles Place-Wolkenkratzers einen Singapur Sling.
Schade, ist dieses schöne Abenteuer vorbei. Auch dank den sympathischen Gruppenteilnehmern aus der Schweiz machten uns diese Ferien viel Spass. Es ist unmöglich, alle Highlights an dieser Stelle zu beschreiben. Wir sind allen dankbar, die diese Reise geplant, organisiert und begleitet haben. Sie wird uns in bester Erinnerung bleiben!
Reisebericht-Autorin: Esther Minder
Infos zum Reisebericht
Reisejahr: 2017